Banken sanieren sich auf Kosten der Kunden
22.07.2009In Zeiten der momentanen Wirtschaftskrise wird viel versucht umd die Wirtschaft wieder anzukurbeln bzw. am Leben zu erhalten. Ein Thema in Deutschland ist zB die sogenannte Abwrackprämie, ob sinnvoll oder nicht sei mal dahingestellt. Mir persönlich bringt diese Prämie nix, ich hab kein altes Auto abzugeben. Was mich viel mehr interessiert ist die regelmäßige Leitzinssenkung der EZB. Durch diese Senkung fiel unter anderem in den vergangenen Monaten auch der Kreditzins in Deutschland. Erst dadurch habe ich meine Hausbaupläne um ein paar Jahre vorgezogen um von diesem günstigen Zinssatz zu profitieren. Ende 2008 bzw. Anfang 2009 lag der Zins noch bei sehr guten 4,2%. Mittlerweile steigt der Zins wieder und befindet sich zur Zeit bei etwa 4,8%. Die Europäische Zentralbank hat den Banken im Juni 2009 für 371 Tage 442,2 Milliarden Euro zum Zinssatz von einem Prozent zur Verfügung gestellt. Gleich 1121 Banken nutzten diese historisch günstige Chance und liehen sich das Geld von der EZB. Damit sollte u.a. dem steigenden Zinssatz entgegengewirkt werden und Kreditnehmern die Möglichkeit gegeben werden, günstige Kredite zu erhalten. Doch anstatt auch die Verbraucher daran teilhaben zu lassen, horten sie die Milliarden und pumpen ihre Gewinnmargen auf.
Guthabenzinsen werden immer geringer und Kreditzinsen bleiben auf den aktuellen Werten stehen. Mittlerweile haben sich die Politiker eingeschaltet und die Banken aufgefordert die günstigen Zinsen an den Kunden (zB mich) weiterzugeben. Die Welt hat hier auch einen interessanten Artikel dazu verfasst.
Banken haben meines Erachtens auch eine gewisse Verantwortung gegenüber den Kunden und spielen gesamtwirtschaftlich eine tragende Rolle. Es ist nicht zu glauben, dass sich diese grade in Krisenzeiten eine goldene Nase verdienen. Hoffentlich haben die Mahnungen aus der Politik und der Wirtschaft etwas geholfen, sodass bei den Banken zumindest ein kleines Umdenken stattgefunden hat bzw. möglichst bald stattfindet.
Das ganze macht aber auch Sinn:
Unter den derzeit üblichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann nur eine verschuldete Gesellschaft über werthaltiges Geld verfügen. Banken erzeugen bei der Kreditvergabe stets zusätzliches Geld, das vorher nicht vorhanden war und können durch Ankauf werthaltiger Aktiva Geld erzeugen, gleichwohl fordern sie vom Kreditnehmer für das zusätzlich erzeugte Kreditgeld die Zahlung von Zinsen.
Es nicht mehr attraktiv, vorhandenes Geld (Spareinlagen) bei den Banken vorzuhalten, sondern in z. B. Konsumgütern zu stecken. Durch zuviel zusätzliches Geld von der Zentralbank kann die Geldwertschöpfung zwar angeheizt werden, aber der Zentralbank stehen dabei zur Schöpfung von Zentralbankgeld Methoden zur Auswahl, die je nach Wirtschaftsverhältnissen mehr oder weniger gut wirksam werden oder fatale Folgen haben können.
Eine Methode ist die Hauptrefinanzierungsfazilität. Die Geschäftsbanken tauschen dabei im Rahmen der Hauptrefinanzierungsgeschäfte nur zeitlich begrenzte notenbankfähige Sicherheiten (Wertpapiere) in Zentralbankgeld um. Sie müssen also eigene Sicherheiten dafür abgeben. Tragen also bei den weiteren Geldwertschöpfungsprozessen das Risiko.
Es gilt also immer der Satz:
Schmeiße nie gutes Geld schlechtem hinterher…
@malb das musste ich eben erst mal zweimal lesen was du da geschrieben hast. Aber mit dem letzten Satz bringst du es ja auf den Punkt. Ärgerlich ist nur, dass diejenigen die zu einem Großteil die momentan Wirtschaftskrise verschuldet haben (spekulative Bankgeschäfte) sich nun wiederum auf Kosten des Steuerzahlers / Verbrauchers sanieren und das doppelt. Zum einen durch den Sicherungsfonds für in Not geratene Banken und nun auch noch zusätzlich durch uns gestütze Leitzinssenkungen die uns letztendlich nicht mal annähernd wieder zu Gute kommen. Moral scheint es in diesem Gewerbe nach wie vor nicht zu geben. Also… Kohle ausgeben und sich was schönes kaufen… hilft der Konjunktur und nicht den Banken.
Die Fakten sind ja auch nicht von mir sondern dem Wiki-Wissen und meinem Wirtschaftsstudium entnommen.
Banken haben Moral, nur ist diese naturgemäß anders gestrickt, als in anderen Wirtschaftsbereichen. Bei Banken ist nun mal die Geldwertschöpfung und Gewinnstreben das Richtige und ihre Lebensader. Dies unterscheidet sich nunmal von dem subjektiven Empfinden anderer, außerhalb von Banken stehenden Wirtschaftssubjekten. Äpfel und Birnen kann man nicht vergleichen.
Banken handeln und arbeiten so, weil es nicht reglementiert ist. Was nicht verboten ist, ist erlaubt. Das ist in allen Bereichen so. In Deutschland ist z. B. der Handel mit Hebelzertifikaten immer noch erlaubt. Optionsscheine, Hebelzertifikate oder auch CFD sind in den USA verboten!
Man kann jetzt niemanden das vorwerfen, was nicht verboten war.
Gut, wir befinden uns im Kapitalismus, hier steht Gewinnmaximierung leider an erster Stelle und es gibt genug Leute die diese Zinsen zahlen. Das die Banken das jedoch noch vertreten und es so darstellen, als ob ihnen nicht anderes übrig bleibt, kann ich absolut nicht verstehen,
Hat schon einer mal dran gedacht, das die Banken vielleicht schiss haben vor dem was da in der nächsten Zeit auf uns zukommt.
@ Krecki wieso soll dir ne Bank nen kredit zu meinetwegen 3% geben wenn sie weiß das im Falle eines Aufschwungs die Inflation und natürlich dann auch der Refinanzierungssatz der EZB bald mindestens genauso hoch sein werden. Das macht keinen Sinn, da die Bank ja irgendwo noch nen Auswahlrisiko tragen und Geld verdienen muss. Bisher konnten sie dieses Risiko weiterverkaufen. Das ist aber im Moment schwierig bzw. unmöglich weil ja dieser Markt eben zusammengebrochen ist. Übrigens, sollte der Aufschwung ausbleiben (was meine Meinung ist) wär es noch dümmer niedrige zinsen an den Endverbraucher weiter zugeben, da sich die Ausfälle häufen würden und damit die Existenzen der Banken e schon gefährden wären.
Weil sie 500Mrd EURO zu einem Prozent bekommen haben! Mindestens diese Mrd. könnten sie günstig weitergeben. Es spricht ja keiner von einer dauerhaften Zinssenkung, gibt aber die EZB so günmstig Geld ab, sollten die Banken das entsprechend weitergeben!
@ Krecki: stimmt so nicht. Diese Mrd. haben Sie bekommen, weil Sie Sicherheiten hinterlegen müssen. (siehe 1.). Der Zinssatz der EZB interessiert den Banken dabei herzlich wenig . Sie müssen bei der Weitergabe des Echten Geldes der EZB abwägen, wie sie diese Sicherheiten erbracht haben (durch EG-Kapital oder durch Giralgeld (unechtes Geld) aus Wertschöpfungsprozessen). Das Problem dabei ist, es gibt zuviel Giralgeld (10 % Zentralbankgeld zu 90 % Giralgeld) udn die banken eine Mindesreserve aufrechterhalten müssen. Genau dafür wir das EZB-geld genutzt.
Biste jetzt unter die banker gegangen. Anscheinend kannst du die wirtschaftlichkeit eines solchen Handels ja mal soeben pauschal ermitteln. Nur mal so zur info: Normalerweise werden diese Glelder von den Zentralbanken höchstens über 4 Wochen verliehen, häufig sogar nur für ein paar Tage. Wenn du jetzt einen kredit aufnimmst, machst du das für Monate oder Jahre (sogar Jahrzehnte sind möglich) Die Bank borgt dir das Geld, schreibt die Forderung an dich in ihre Bücher und geht mit dieser Fordeung zur EZB und holt sich ein teil des Auzahlungsbetrages wieder. Das heißt im Klartext: Die Bank geht für einen VerbraucherKredit alle 4 Wochen zur EZB und borgt sich das gebundene Kapital von der EZB. wenn die dir also einen Zins von 3% geben würden, müssen die (im bestmöglichen Falle – wenn du der perfekte Kreditnehmer bist – null Ausfallrisiko) wissen das der EZB-Zins während deiner Kreditlaufzeit nicht über 3% klettert sonst würden die nasse machen. Und in dieser Betrachtung ist noch keine Infaltion berücksichtigt. Also wie bitte soll ne Bank das anstellen? übrigens bieten einige Banken bei absolut perfekter Bonität und kurzen Laufzeiten Zinsen von 3,5 % an.
@Olli das klingt ja alles ganz logisch. Aber wie haben die Banken das denn vorher gemacht als der Leitzins noch einiges höher war die Kreditzinsen aber nur geringfügig höher als jetzt? Rein vom logischen betrachtet haben die Banken doch vorher auch schon ihr Risiko entsprechend kalkuliert. Nun erwartet ja keiner, dass sie bei der Senkung der Kreditzinsen 1:1 mit reduzierten Leitzins gleichziehen aber etwas spürbarer könnte die Reduzierung schon sein. Im Übrigen hat die EZB den Leitzins ja nicht gesenkt, um den Banken einen Gefallen zu tun sondern schon um die Kreditnachfrage anzukurbeln und somit die Konjunktur zu stärken. Das wäre ja sinnlos wenn davon auszugehen wäre, dass die Banken die Senkung nicht entsprechend weitergeben und Kredite trotzdem releativ teuer bleiben.
In schlechten Zeiten geht die Schere zwischen EZB und Verbraucherkredit immer auseinander. Dafür gibt auf den ersten Blick schon zwei einfache Gründe. 1. Das Ausfallrisiko steigt in schlechten zeiten. 2. Wenn der Leitzinz bei 4% und höher steht brauch die bank kaum angst haben das dieser noch weiter steigt. In schlechten Zeiten kann sie fest davon ausgehen, dass dieser sich irgendwann wieder ehöht.
Auf den zweiteren tieferen Blick spielen natürlich solche Geschichte wie von Mathias736 beschrieben eine fast noch wichtigere rolle. ich meine damit, dass natürlich das Eigenkapital sinkt und die Banken nicht beliebig hohe Kreditvolumen ausspucken können. gleichzeitig steigt aber in der Krise die nachfrage. Und nachfrage und Angebot bestimmen ja bekanntlich den Peis(hier Zinsatz).
nochmal eine Sache. Ich habe in BWL gelernt das Renditen unter 5% nicht lohnenswert sind. Nun könnt ihr selbst mal rechnen wieviel rendite so ein Verbraucherkredit ausspuckt.
Fakt ist, der Leitzins wurde u.a. gesenkt um die Wirtschaft zu stärken und Ziel war es auch das der Endverbraucher schlussendlich davon profitiert! Aber (siehe meine verlinkten Artikel) sanieren sich die Banken davon. Natürlich spielt es mir trotzdem noch in die Karten, da Infaltion hoch und Kreditzins relativ klein ist, was besseres als ein Haus zu kaufen kann man zur Zeit fast nicht machen.